Und was Ganesha uns über Licht, Schatten und Liebe lehrt.
(Wenn du die Geschichte von Ganesha und dem Mond nicht kennst: Hier kannst du sie hören.)
Es klingt so gut, alles hell, alles klar, alles immer im Licht. Good vibes only. Ist das wirklich erstrebenswert? Was wenn Licht und Helles allein gar nicht reichen? Vielleicht fehlt dann genau das, was wir, wenn es zu hell ist, übersehen
In einer Geschichte verflucht Ganesha den Mond, Chandra, der über ihn gelacht hatte. Ganesha hatte zu viel gegessen, war gefallen und sein Bauch dabei aufgeplatzt. Voller Zorn darüber, dass er ausgelacht wurde, bricht er sich einen Stoßzahn ab und schleudert ihn auf den Mond mit dem Fluch: ‚Du sollst nie wieder scheinen!‘
Ab diesem Moment gab es nur noch Sonnenschein, nur noch Licht, nur noch Helligkeit. Den ganzen Tag und die ganze Nacht, 24/7 würden wir heute sagen. Zuerst erschien das ganz praktisch. Doch bald wurde allen klar, dass sie mehr verloren hatten als nur den Mond.
Als das Zwielicht verschwand, ging auch die Liebe verloren
Denn mit der Nacht, verschwand auch die Dämmerung. Es gab keine mehr von den leisen Stunden am Abend, keine Gespräche im Halbdunkel. Die Morgenröte war verloren, Usha, die Göttin der Morgenröte, war verschwunden. Und damit war auch das Innehalten verschwunden, die Stunden in denen Nähe entsteht und man sich mit anderen Menschen liebevoll verbindet.
Wenn es immer hell ist, gibt es keine Zwischentöne mehr. Kein Dazwischen, man spürt nicht mehr, verweilt nicht mehr. Alles ist sichtbar, aber nichts mehr fühlt sich echt an.
Sogar die Göttinnen und Götter litten unter dem Leben ohne Schatten. Es war einfach alles nur noch grell. Und wo es keinen Schatten mehr gibt, da gibt es auch keine Tiefe mehr.
Was wir vom Mond lernen können
Der Mond kam zurück, nicht ganz und nicht sofort. Aber Ganesha milderte den Fluch, zurücknehmen konnte er ihn nicht, aber verändern. Seitdem wächst und schwindet der Mond und erinnert uns daran, dass Licht und Dunkelheit sich brauchen. Dass alles im Leben zyklisch ist. Und dass wir, wenn wir immer nur nach Licht streben, einen Teil von uns selbst verlieren.
Und du?
Vielleicht bist du gerade ‚gut drauf‘. Vielleicht hältst du alles zusammen, funktionierst und strahlst. Und vielleicht ist da trotzdem etwas in dir, das ein wenig Raum braucht. Etwas das nicht gelöst werden will, sondern einfach nur sein.
Etwas müdes, schweres. Ein Nicht-Wissen.
Dann gibt dir die Erlaubnis:
Du musst nicht alles im Licht klären.
Du darfst im Schatten still werden.
Du darfst unklar sein, menschlich, immer wieder anders. Mal hell, mal dunkel und alles dazwischen.
Du kannst dich selbst fragen, wo in meinem Leben versuche ich gerade, Licht zu machen. Und wäre nicht eher Dunkelheit gefragt?